Erlebnis bei Vollmond am Kristberg

Hertha Glück & Gerhard Vylet

Wanderführerin Hertha Glück und Wanderführer Gerhard Vylet wandern zur Alten Säge und Bergknappenkapelle und fahren mit einer extra Vollmond-Gondel wieder zurück ins Tal.

Zur Winterzeit steigt der Vollmond spät im Osten auf, trotzdem ist die kraftvolle, unsichtbare Energie des Mondes spürbar. Viele Naturphänomene wie Ebbe und Flut, gute Holzschlägerzeiten, Geburten, Wettergeschehen, der Zyklus der Frauen und vieles mehr bezeugen diese Kraft. Mit der Gondelfahrt zu Beginn werden Höhenmeter eingespart, denn die Wanderung beginnt gemütlich bei der Zustiegstelle Stelzer. Ab hier führt der Winterwanderweg durch den Wald. Petroleumlampen, die ein romantisch flackerndes Licht bieten, begleiten die Wanderung und gewinnen mit zunehmender Dämmerung an Leuchtkraft. Zugleich wird dadurch die nächtliche Tierwelt geschont. Die Hirtenstecken erinnern an den Hirtenjungen, der einst der heiligen Madonna begegnet sein soll, die ihm verraten hat, dass nicht nur über der Erde reichliche Ernte ist, sondern auch unter der Erde. So soll nach dieser Sage der Bergbau im Silbertal, besonders am Kristberg begonnen haben.

Kurve um Kurve gewinnt man an Höhe und staunt über den weiten Blick talauswärts bis nach Schruns und Tschagguns, wo die Lichter der Zivilisation leuchten. In den beginnenden Nachthimmel ragen Zimba, Drei Türme, Tschaggunser Mittagsspitze und Hochjoch auf. Nach der eher flachen Wanderung vorbei an schmucken Maisäßhütten, steigt man ordentlich steil (= gäch) den Hügel an. Aber in Kürze ist die Kuppe überwunden.

Genossenschaftssäge. Flach geht es weiter, bis der Weg in den Winterwanderweg Richtung Wildried mündet. Rechts ab, seitlich der Loipe wandert man bis zur Alten Säge, die schräg gegenüber des Wasserrads steht. Nun wird in die Alte Säge eingekehrt, die nach der Sanierung (1980-1983) weiter als Genossenschaftssäge von Kilian Wachter betrieben wird. Nur zu Vollmond darf in die Säge eingekehrt werden. Man sitzt in Decken eingehüllt gemütlich auf Holzbalken und genießt einen heißen Tee. Dazu wird Agathabrot, zeitnah zum Gedenktag (5. Februar) gebacken und vom Pfarrer geweiht, offeriert. Denn Agatha zählt zu den bedeutendsten Heiligen frühchristlicher Zeit. Aufgrund ihrer Schirmherrschaft für den Bergbau entstanden schon im späten Mittelalter in höheren Bergregionen (Damüls, Übersaxen, Kristberg) Darstellungen von ihr.

Eines ihrer Attribute sind die abgetrennten Brüste, die symbolisch als Brot gedeutet werden und im Glauben eine große Bedeutung haben. Denn bei Erdbeben, Gewitter und Hungersnot wurde und wird heute noch in den Bergregionen ein Agathabrot in die Gefahr geworfen, in der Hoffnung, dass die Naturgewalt innehält, so wie es der Legende nach einst beim Vulkan­ausbruch des Ätnas in Sizilien geschah. Sie ist für viele Berufsgruppen die Patronin, so auch für die Bergleute und Erzgießer. Deshalb haben die Bergknappen nach ihrer Rettung aus dem verschütteten Stollen geschworen, eine Kapelle zu Ehren der heiligen Agatha zu bauen. Dorthin führt auch der nächste Weg.

Wunderbar flach wandert man zur Bergknappenkapelle, wo Adolf mit großer Begeisterung über die Geschichte des Bergbaus erzählt. Er selbst ist im Sonntagsgewand der Bergleute gekleidet. Schwarz für den Bergbau, die goldenen Knöpfe für das Tageslicht. Nach dem Ausklang im Panoramagasthof Kristberg wandert man zurück zur Bergstation und schwebt mit der Gondel talwärts, vielleicht zeigt sich dabei auch der Vollmond am Himmelszelt.

Vollmond-Sagenwanderung mit Brauchtum* im Silbertal
St. Agatha Bergknappenkapelle – (C) Montafon Tourismus GmbH – Fotograf Stefan Kotner

Kurzbeschreibung

Besonderes: Auch wenn der Vollmond vielleicht nicht immer sichtbar ist oder erst spät erscheint, führt die magische Wanderung durch die Dämmerung, auch „blaue“ Stunde genannt, in die Nacht.

Anforderung und Gehzeit: Es sind je nach Schneelage ungefähr eineinviertel Stunden Gehzeit und circa 130 Höhenmeter im Auf und Ab.

Markierungen: Winterwanderweg pink markiert

Charakter der Wege: planierter Winterwanderweg

Kultur und Natur: Alte Säge, Bergknappenkapelle

Anziehen und Mitnehmen: Warme Winterkleidung, knöchelhohe Schuhe, eventuell mit Schuhspikes. Petroleumlampen und Hirtenstecken werden gestellt.

Einkehrmöglichkeiten: Panoramagasthof Kristberg

Wichtiger Hinweis sowie Infos zu Start und Ende: siehe rechts

Buchung notwendig

Wichtig: Eine Vollmond-Sagenwanderung dieser Art muss auf www.montafon.at gebucht werden, um alles genießen zu können.

Start: um 16.45 Uhr ab Talstation Kristbergbahn im Silbertal Gondelfahrt zur Zustiegstelle Stelzer

Ende: um 22 Uhr ab der Bergstation mit der Vollmond-Gondel ins Tal

Vollmond-Sagenwanderung mit Brauchtum* im Silbertal
Vollmond-Sagenwanderung – (C) Montafon Tourismus GmbH – Fotograf Stefan Kotner
Vollmond-Sagenwanderung mit Brauchtum* im Silbertal
Vollmond-Sagenwanderung – (C) Montafon Tourismus GmbH – Fotograf Stefan Kotner
Vollmond-Sagenwanderung mit Brauchtum* im Silbertal
Vollmond-Sagenwanderung – (C) Montafon Tourismus GmbH – Fotograf Stefan Kotner
Vollmond-Sagenwanderung mit Brauchtum* im Silbertal
Vollmond-Sagenwanderung – (C) Montafon Tourismus GmbH – Fotograf Stefan Kotner

Der Text wurde von Hertha Glück & Gerhard Vylet (Webseite) verfasst.

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