Agatha, die Kapelle und eine Sage

Vollmond-Sagenwanderung mit Brauchtum* im Silbertal

Der Agathatag am 5. Februar ist der Erinnerungstag an die heilige Jungfrau Agatha, die aus einem vornehmen sizilianischen Geschlecht stammt und im dritten Jahrhundert lebte. Sie starb nach Folterungen den Märtyrertod. Statthalter Quintinan begehrte sie wegen ihres bezaubernden Erscheinungsbilds. Weil sie sich standhaft zeigte, setzte er Agatha einem Martyrium aus: Ihre Brüste wurden abgeschnitten, jedoch heilte Apostel Petrus sie im Kerker. Als der Statthalter Agatha trotz Empörung der Bevölkerung über glühende Kohlen gehen ließ, fand sie den Tod.

Am Jahrtag ihres Todes brach der Ätna aus. Als sich der Lavastrom Catania näherte eilten die Menschen zur Grabstätte, entnahmen Agathas Schleier und hielten diesen dem Unheil entgegen. Auf wundersame Weise stoppte der Strom, seither wird ihr zu Ehren Brot gesegnet.

Die Agatha-Kapelle am Kristberg wurde um 1400 erbaut und 1450 erstmals urkundlich erwähnt. Damit ist sie eine der ältesten erhaltenen Kirchen im Montafon. 1507 wurden eine Vorhalle und ein Chor mit Rippengewölbe angebaut, wodurch die heutige Form entstand. Bei der Renovierung 1979/80 wurde eine Tafel mit Hauszeichen aus der Bergbauzeit gefunden. Der Stollen aus der Sage wurde bei Arbeiten 1992 entdeckt. Der 540 Jahre alte Flügelaltar gelangte nach einer wechselvollen Geschichte in den Besitz des Landesmuseums und damit zumindest für eine Ausstellung 2019 auf den Kristberg zurück.

Die Sage erzählt, dass vor mehr als 500 Jahren am Kristberg emsiges Treiben herrschte. Bergknappen gruben tiefe Stollen in den Berg, um das Silbererz ans Tageslicht zu schaffen. Als eines Tages ein Trupp Bergleute tief im Stollen arbeitete, stürzte dieser plötzlich mit Getöse ein und eine riesige Staubwolke erhob sich. In ihrer Not flehten sie zum Himmel: „Gott, hilf uns! Wenn wir hier wieder lebend herauskommen, errichten wir als Dank eine Kapelle.“ Sie entdeckten einen Lüftungsschacht, hievten die Hölzer übereinander und konnten sich so ans Tageslicht retten. Wenig später machten sich die Knappen daran, ihr Versprechen einzulösen. Sie erbauten am Stolleneingang ein Kirchlein. (verkürzte Fassung von Amadeo Püchner, ehemaliger Volksschüler im Silbertal)

Quellen: Sagenumwobene Orte im Montafon, Michael Kasper, Heimatschutzverein Montafon, 2017; 111 Heilige in Vorarlberg, Andreas Rudigier, Elmar Schallert, Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft 37, 1998

Alle Infos gibt es auf https://kristberg.at/kulturangebot/st-agatha-kapelle-kristberg.html

Der Text wurde von Hertha Glück & Gerhard Vylet (Webseite) verfasst.

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